Spezial – Austritt aus dem Landesverband Sachsen-Anhalt

Zäsur im Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. Die Mitgliederversammlung hat entschieden. Mit Wirkung zum 31.12.2023 ist der Austritt aus dem Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V. beschlossene Sache. Wir möchten euch an dieser Stelle einmal ausführlich von den heutigen Ereignissen berichten.

FairPlay von beiden Seiten

Der Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt war mit seinem Vizepräsidenten Martin Klöden und dem Landesfachberater Roland Vogel persönlich vertreten. Auf der Gegenseite waren der Einladung des Regionalverbandes fast 50 stimmberechtigte Delegierte gefolgt. Der Tagungsraum im Proklin-Tagungszentrum war daher sehr gut gefüllt, auch weil viele Vereine noch weitere Vorstandsmitglieder mitbrachten.

Vorab möchten wir darauf hinweisen, dass generell ein gutes Gesprächsklima vor Ort herrschte und bis auf ein wenig Polemik, man sich bei der anschließend geführten Diskussion stets ausreden lies. So konnten die teils gegenteiligen Argumente und Sichtweisen gut ausgetauscht werden.

Beweggründe

Nach der Feststellung der Beschlussfähigkeit und der Tagesordnung ging es ziemlich schnell zur Sache. Der Vorsitzende des Regionalverbandes eröffnete die Diskussion mit seinem Wortbeitrag und trug Gründe für den Entschluss des geplanten Austrittes vor. Unter anderem war man mit der Arbeitsweise des Geschäftsstellenleiters des Landesverbandes sehr unzufrieden. Auch empfand man die Rechtsauskünfte des Vertragsanwaltes als nicht zielführend an, in einem konkreten Fall zum Beispiel wurde wohl dem Regionalverband geraten, den Sachverhalt einfach nur auszusitzen.

Als einer der Hauptgründe für den Austritt, wurde die 75-prozentige Erhöhung der Mitgliedsbeiträge von derzeit noch 4€ auf 7€ je Parzelle besonders angeführt. Dies hätte zu Mehrkosten in 5-stelliger Höhe für den Regionalverband geführt. Auch hatte ein kurz vor der Versammlung verschicktes Schreiben des Landesverbandes an die Mitgliedsvereine des Regionalverbandes zu Verstimmungen geführt und man stand am Ende nur noch vor einem zerrütteten Vertrauensverhältnis.

Position des Landesverbandes

Der Vizepräsident des Landesverbandes Martin Klöden stimmte in seiner Rede dem Vorsitzenden des Regionalverbandes in den Punkten zu, dass der Geschäftsstellenleiter manchmal überreagiere und auch das der Landesverband mittlerweile selbst sehr unzufrieden mit der Arbeit des Vertragsanwaltes sei und schon nach Alternativen Ausschau halte.

Der Landesverband bietet regelmäßige Schulungen für die Regionalverbandsvorstände an und auch eine neue Wertermittlungsrichtlinie sei erst erarbeitet wurden. Darüber hinaus sei die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge auf der Mitgliederversammlung 2022 von den Mitgliedern mehrheitlich befürwortet wurden. Diese sei ohnehin schon seit eineinhalb Jahren im Gespräch und kommt keineswegs unerwartet. Zum Schluss wies der Vizepräsident noch darauf hin, dass doch bei einem Austritt die kleingärtnerische Gemeinnützigkeit neu beantragt werden müsste.

Der Landesfachberater Herr Vogel führte in seinem anschließenden Beitrag die Vorzüge der Schulungen der Verbandsfachberater und Wertermittler an. Auch berichtete er von der schwierigen Nachwendezeit und dem Weg zum zweitstärksten Landesverband in Deutschland nach Sachsen. Herr Vogel sieht ein großes Kommunikations-Defizit aller Beteiligten als Hauptproblem an und hat noch nicht die Hoffnung einer früher geplanten Fusion mit den Regionalverbänden Wernigerode und Halberstadt aufgegeben.

Vorsitzender in Topform

Mit gutem Timing und entsprechendem Fingerspitzengefühl gelang es dem Vorsitzenden des Regionalverbandes immer wieder die Argumente des Landesverbandes zu erwidern. Zum Beispiel wäre es weiterhin möglich die Zeitschriften „Der Fachberater“ und „Gartenfreund“ zu beziehen und auch ein Kostenrahmen konnte umgehend benannt werden. Des Weiteren sei der Regionalverband bereits auf der Suche nach einem eigenen Anwalt und versucht freie Dozenten für Schulungsangebote zu gewinnen.

Fragen der Mitglieder

Die Mitglieder konnten auch anschließend noch ihre Fragen stellen und diese wurden dann wechselseitig je nach Gesprächsadressat beantwortet. Aufkommende Fragen bezogen sich auf einen späteren möglichen Wiedereintritt. Es wäre sogar möglich, dass einzelne Vereine direkt dem Landesverband beitreten. Weitere Wortbeiträge kritisierten ebenfalls den Vertragsanwalt in seiner Arbeit oder auch das die Geschäftsstelle des Landesverbandes einzelnen Pächtern Rechtsauskünfte in der Vergangenheit erteilte. Man war sich auf jeden Fall einig, das eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge zur Unzeit käme. Alle Preise steigen zurzeit, von Energie über Nahrungsmittelpreise und jetzt auch noch der eigene Kleingarten? Das ging vielen Vorständen am Ende doch einfach zu weit.

Mediator auf Abwegen

Für den peinlichsten Ausrutscher des Vormittags sorgte ausgerechnet ein Mediator des Regionalverbandes nach der Wortmeldung des Vorsitzenden der Kleingärtner Holzbreite 2 e.V. und des Seitenbetreibers der IGG-Quedlinburg, Thomas Hentschel. Der Landesfachberater Roland Vogel erkannte seinen Namen wieder und lobte die inhaltliche Tiefe der an den Landesverband früher zugesendeten Schreiben. Er meinte daraufhin, dass man solche Leute im Regionalverband bzw. Landesverband brauche. Dem Schlichter platzte daraufhin der Kragen. Er wedelte mit einem Ausdruck vom Beitrag „In guter Gesellschaft“ und dass man doch nur Lügen und Unwahrheiten verbreite. Der Höhepunkt dieser cholerischen Eskalation fand sein jähes Ende in seiner Aufforderung an die Mitgliederversammlung, Herrn Hentschel als Vorsitzender der Kleingärtner Holzbreite 2 umgehend abzuwählen.

Es tut einfach nur weh, das einem Mediator des Verbandes offensichtlich das Vereinsrecht fremd ist. Nur die Mitgliederversammlung des entsprechenden Vereines kann über die Wahl und Abwahl von Vorstandpositionen entscheiden und nicht eine fremde Mitgliederversammlung. Dies trug auch überhaupt nichts zur Diskussion um den Austritt aus dem Landesverband bei.

Austritt und ein langer Weg

Bei der anschließenden Abstimmung über den Austritt aus dem Landesverband stimmten die Mitglieder des Regionalverbandes mehrheitlich für den Austritt, am Ende gab es lediglich eine Gegenstimme.

Der persönliche Einsatz des Vorsitzenden und die besseren Argumente auf seiner Seite zu wissen, trug maßgeblich zu diesem Ergebnis bei. Vor dem Verband liegt eine schwierige Zeit voller Aufopferung, Verantwortung und vor allem der Gang neuer bisher unbekannter Wege. Die IGG-Quedlinburg begrüßt die getroffene Entscheidung ausdrücklich. Alte Strukturen können durch neue ersetzt werden und wir werden den Regionalverband auf seiner Reise weiterhin begleiten. Ein gewisser Vertrauensvorschuss muss zugestanden werden und wir werden auch genau hinschauen, für was man in Zukunft das eingesparte Geld verwenden wird. Wir möchten uns bereits jetzt dafür einsetzen, in Zukunft die Mitglieder bei Entscheidungen bzw. Entscheidungsprozessen stärker mit einzubeziehen. Als Beispiel wäre die Bildung von Arbeitsgruppen zur Erarbeitung von Problemlösungen zu nennen.

Hier geht es nochmal zur Vorschau auf die Mitgliederversammlung