Anfang Februar verschickte der Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. Einladungen zu seiner ersten Mitgliederversammlung für den 11. März 2023. Zu unser aller Überraschung möchte der Regionalverband den Mitgliedern als Beschluss den Austritt aus dem Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V. vorlegen. Wir haben vorab unter anderem einmal beim Landesverband nachgefragt und bei bereits ausgetretenen anderen Kreisverbänden aus Sachsen-Anhalt. Des Weiteren möchte der Regionalverband in Folge der Pannenwahl 2022 auch noch eine neue Wahlordnung beschließen lassen.
Austritt aus dem Landesverband
Dem Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V. gehören nach eigenen Angaben zurzeit 28 Stadt-, Kreis-, Bezirks- und Regionalverbände an. Der Mitgliedsbeitrag richtet sich nach der Parzellenanzahl des jeweiligen Mitgliedsverbandes und liegt bei ca. 3-4€ je Parzelle. Wir sprechen also bei unserem Regionalverband von einem jährlichen 5-stelligen Betrag.
Die Mitgliedsvereine des Regionalverbandes erhalten im Gegenzug über den Landesverband kostenlos die Zeitschriften „Gartenfreund“ und „Der Fachberater“. Diese müssten also bei weiterem Interesse über den Waechter-Verlag für jährlich 36,60€ bestellt und bezahlt werden.
Die durch den Landesverband aus- und weitergebildeten Wertermittler des Regionalverbandes würden bei Austritt ihre Lizenz verlieren. Jede Wertermittlung bezieht sich nämlich immer auf die Richtlinien des Landesverbandes. Hier müsste dann erst für die Zukunft eine eigene Richtlinie erarbeitet werden müssen. Weiterhin bietet der Landesverband verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten für die Regionalverbandsfunktionäre an und leistet auch nach außen eine gewisse Öffentlichkeitsarbeit.
Ahnungsloser Landesverband
Nach Rücksprache mit Herrn Weber vom Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt war man doch sehr überrascht über den Tagungsordnungspunkt des Austrittes. Man hätte sich zuerst gewünscht, dass man das Gespräch bei Problemen und Missständen auf Landesverbandebene suchen würde. Der Landesverband wies dann noch selbst auf folgenden Umstand hin. In der Satzung unseres Regionalverbandes ist nämlich die Zugehörigkeit zum Landesverband verankert. Das würde also auch bedeuten, dass eine Satzungsanpassung bei Austritt notwendig werden würde. Der Landesverband teilte darüber hinaus noch mit, dass unser Regionalverband von keinen Weiterbildungsmöglichkeiten mehr Gebrauch machte in der Vergangenheit. Auch sei die geplante Fusion mit den Verbänden aus Halberstadt und Wernigerode seit geraumer Zeit schon zum Erliegen gekommen. Der Landesverband möchte schließlich mit zwei Vorstandsmitgliedern an der Mitgliederversammlung am 11. März teilnehmen.
Ausgetretene Regionalverbände
In der Juli-Ausgabe des Fachberaters wurde erwähnt, das bereits die Verbände Mansfelder Land – Eisleben und Wittenberg (zusammen ca. 11.000 Mitglieder) aus dem Landesverband ausgetreten seien. Zudem geht man von einer „Dunkelziffer“ nicht im Landesverband organisierten weiteren 15.000 Kleingärtnern aus. Wir haben einmal bei den beiden eingangs genannten Verbänden angefragt, wie es für sie am Ende weiter ging.
Beide bereuen bis heute nicht diesen Weg gegangen zu sein und begrüßen die Beschlussvorlage unseres Regionalverbandes. Das eingesparte Geld konnte für die Belange der eigenen Kleingärtner Verwendung finden. Zudem äußerte man unabhängig voneinander Kritik an der eigenen Großzügigkeit des Landesverbandes sich selbst betreffend. Sparsamkeit sei ein Fremdwort und man kritisierte sehr stark, dass der Landesverband in all den Jahren keine wirkliche Hilfe darstellte und man sich am Ende allein gelassen fühlte. Konkret ging es um mangelnde Unterstützung der Politik, Städten und Gemeinden bei der Umgestaltung und den damit verbunden Lasten des Rückbaus von Kleingartenanlagen. In diesen Angelegenheiten wurden einfach zu wenig Fortschritte erzielt.
Landesverband unter Druck
Der Landesverband würde neben den Mitgliedsbeiträgen auch allmählich an Macht verlieren. Bei einer Dynamisierung könnten auch andere Kreisverbände über einen Austritt nachdenken. Der Landesverband sollte sich der Kritik stärker annehmen und nicht nur auf die eigene angebliche Notwendigkeit hinweisen. Einschüchterungsversuche wie die Aussage man gefährde bei Austritt die eigene Gemeinnützigkeit, sollten lieber unterlassen werden.
Geplante Wahlordnung
Zum Schluss wollen wir uns auch noch einmal der Wahlordnung zuwenden. Zwischen der Schlichtung aufgrund der Beanstandung der Wahlen durch unseren Kleingartenverein und der Einladung zu der Mitgliederversammlung ist nur knapp 1 Woche vergangen. Warum man es jetzt auf einmal so eilig habe, erschließt sich uns nicht. Die nächsten regulären Wahlen wären schließlich erst 2026.
Der Verband möchte nicht die Satzung anfassen, sondern als Ergänzung zu dieser eine Wahlordnung beschließen lassen. Wir bezweifeln das der Regionalverband diese, zum Beispiel durch einen Fachanwalt für Vereinsrecht, einmal überprüfen lassen hat. Ein Hauptkritikpunkt, neben einigen nicht ganz eindeutigen Formulierungen, liegt bei dem geplanten Wahlprozedere bei Vorhandensein mehrere Kandidaten für ein Vorstandsamt.
Bei mehreren Bewerbern soll immer eine geheime Wahl stattfinden. Auf diesen Stimmzettel soll dann „eindeutig Ja oder Nein angekreuzt sein, andernfalls gilt die Stimme als ungültig“. Laut dieser Formulierung wäre wieder eine mehrfache Stimmabgabe möglich. Man könne es sich doch so einfach machen und zum Beispiel den Ablauf einer Wahl bei der Politik abschauen. Dort befindet sich bei mehren Kandidaten immer nur ein Kreis-Symbol hinter dem Namen und man kann dann seine Stimme durch EIN Kreuz kennzeichnen.
Wir empfehlen dem Regionalverband auf seiner Mitgliederversammlung 2023 in Ruhe ein Prozedere zur Durchführung von Verbandswahlen der nächsten oder übernächsten Mitgliederversammlung vorzulegen und diese dann mit in die Satzung aufzunehmen. Wir würden die Bildung eines Arbeitskreises zur Steigerung der Akzeptanz und Teilnahme der Mitgliedsvereine zu diesem Thema vorschlagen.
Wir, als Verein, mußten in der Vergangenheit feststellen, dass auf Nachfrage einer Hilfestellung durch den Regionalverband, wir am Ende doch im Regen stehen gelassen worden. Ich persönlich, würde jederzeit einen Austritt aus dem Regionalverband befürworten.
Bei einer Wahl, egal geheim oder nicht, sollte die Wahlkommission auch nicht aus den Reihen des RV kommen, sondern aus den Reihen der Mitglieder.
Nur so kann interne Absprachen vermeiden.