Die Krisenstimmung im Quedlinburger Kleingartenwesen hält weiter an. Die Mitgliederversammlung hat nun entschieden. Ein erster Quedlinburger Kleingartenverein zieht für sich die persönliche Reißleine und beschließt den Austritt aus dem Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. Wir berichten heute von dieser außerordentlichen Mitgliederversammlung und sprechen über Folgen für den Regionalverband und einem möglichen Domino-Effekt.
Kleingärtner Holzbreite II e.V.
Aufmerksame Leser dieser Seite dürften die Kleingärtner Holzbreite II e.V. bereits ein Begriff sein. Die Kleingartenanlage Holzbreite II wurde 1948 gegründet und verfügt über 91 Kleingartenparzellen. Aktuell sind davon 84 Gärten an Gartenfreunde verpachtet, vier Parzellen werden als Gemeinschaftsflächen genutzt und drei Gärten stehen für eine Neuverpachtung zur Verfügung. Der Vereinsvorsitzende der Holzbreite II wurde in der Vergangenheit von den Mitgliederversammlungen des Verbandes ausgeschlossen, man klagte daraufhin und setzte sich erfolgreich zur Wehr dagegen. Der Verein am Neinstedter Feldweg ließ jetzt am vergangenen Wochenende wiederum seine Mitgliedschaft über einen Verbleib im Regionalverband abstimmen.
Eindeutiges Votum für Austritt
Zur Versammlung selbst kamen etwa 50 Gartenfreunde sowie mehrere Gäste. Nach einer eineinhalbstündigen Diskussionsrunde war dann das Abstimmungsergebnis ohne jegliche Zweifel. Mit nur einer Enthaltung stimmte man für den Austritt aus dem Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. zum Jahresende 2025. Vereinsvorsitzender Thomas Hentschel zeigte sich erleichtert und berichtet über Gründe für den Austritt und weitere Schritte.
Zerstörtes Vertrauensverhältnis
Thomas Hentschel nutzte die Gelegenheit für eine Generalabrechnung mit dem Regionalverband. „Der Verband soll laut Satzung die Interessen der Mitgliedsvereine vertreten, sie fachlich unterstützen und eine gewisse Öffentlichkeitsarbeit leisten, stattdessen wurde unser Verein durch den Verbandsanwalt verklagt. Wir wurden von den Mitgliederversammlungen ausgeschlossen und mehrfach in den Versammlungen herabgewürdigt und gedemütigt. Das Ergebnis heute sei nur folgerichtig.“
Vernichtendes Resümee
Hentschel weiter: „Jeder der einen Taschenrechner bedienen kann, bei dem sollten alle Alarmlichter angehen. Der Verband gibt für seine Aufwandsentschädigungen und die Löhne der Angestellten etwa 24.000€ im Jahr aus. Dazu kommen noch fast 9.000€ für den Steuerberater, 3.500€ für Rechtsstreitigkeiten, ca. 2.000€ an Reisekosten. Und da ist noch überhaupt nicht der Aufwand rund um den Geschäftsstellenbetrieb in der Pölkenstraße mit eingerechnet. Auf der anderen Seite stehen aber nur etwas über 40.000€ an Mitgliedsbeiträgen als Einnahmen zur Verfügung. Für eine sichtbare Verbandsarbeit wie zum Beispiel für Öffentlichkeitsarbeit in Form von Werbung oder für die Entwicklung eines Kleingartenentwicklungskonzeptes stehen gar keine Mittel zur Verfügung.“
Eintritt in den Landesverband
Auf der Mitgliederversammlung der Kleingärtner Holzbreite II wurde ebenfalls noch der Beitritt in den Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V. beschlossen. Vom Landesverband erhofft man sich nun Hilfe und Unterstützung bei den nun folgenden Schritten. Man freue sich zudem auf die fachliche Zusammenarbeit, gerade was Weiterbildungsmöglichkeiten betrifft in der Zukunft. Im Vorfeld unterstützte der Landesverband bereits die Quedlinburger Gartenfreunde mit einem Rundschreiben. Das Schreiben könnt ihr euch auch hier herunterladen:
Appell an andere Vereine
Der Vereinsvorstand der Holzbreite II appelliert auch andere Vereine sich anzuschließen und endlich die Reißleine zu ziehen und aus dem Regionalverband auszutreten. Oftmals bedarf es laut eigener Satzung nicht mal eines Mitgliederbeschlusses. Dazu auch noch einmal Thomas Hentschel: „Ein Mitgliederbeschluss ist natürlich das demokratischste aller Mittel. Da man allerdings nur bis zum 30. Juni eines Jahres aus dem Verband austreten kann, empfehle ich anderen Vereinen den Austritt einfach zu erklären und im Nachgang einen Beschluss der Mitglieder nachzureichen.“
Vorteile liegen auf der Hand
Für die Kleingärtner Holzbreite II bedeutet der Austritt aus dem Regionalverband erst einmal eine finanzielle Erleichterung. Der Landesverband verlangt nur 7€ je verpachteter Parzelle. Beim Regionalverband mussten 10€ für alle Parzellen als Verbandsbeitrag abgeführt werden. Dabei war es auch egal ob eine Parzelle belegt war oder leer stand. Darüber hinaus schlägt ab 2026 auch der Rückbau-Cent nicht mehr zu Buche. Gerade bei der angekündigten Verdreifachung des aktuellen Beitrages liegt die Einsparung wohl schon jetzt im 4-stelligen Bereich.
Wir sind vorbereitet
Das auch Hürden auf die Kleingärtner zukommen werden, daraus macht der Vereinsvorsitzende auch keinen Hehl. „Wir sind bestens auf verschiedenste Szenarien vorbereitet. Wir gehen fest davon aus, dass unser Regionalverband, gerade in Hinblick auf die anderen Mitgliedsvereine, nicht den Eindruck erwecken möchte das ein Austritt aus dem Verband sich finanziell lohnen würde. Andere Vereine warten nur auf eine entsprechende Blaupause.“
Anfang vom Ende
Zum Schluss prophezeit Thomas Hentschel dem Verband das baldige Aus. „Für uns ist das heute ein historischer Moment. Sollte uns der Austritt gelingen, so würden andere Vereine nachziehen. Für den Verband dürfte dies das Ende in jetziger Form bedeuten. Der Verband muss endlich verstehen, dass sie für die Unzufriedenheit in der Mitgliedschaft maßgeblich verantwortlich sind. Statt die verschiedenen Meinungen zusammenzubringen, spaltet man nur und verschläft jegliche Entwicklungen.“
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Glückwunsch zur Entscheidung, insbesondere, daß der Verein dahinter steht.
In unserer Anlage sind wir da wohl noch meilenweit entfernt, wegen Ignoranz und Desinteresse.
Mit eurem Austritt geht uns damit leider auch eine Informationsquelle verloren.
Wer berichtet hier in Zukunft so eindrucksvoll über die Abläufe im Regionalverband?
Was mich besonders interessiert, wie wird sich die Höhe der Pacht für die Holzbreite in Zukunft gestalten?
Der Regionalverband ist ja wohl immer noch Zwischenpächter und wird mit einem gepfefferten Verwaltungsaufwand kontern.
Ich bin gespannt, wie es weiter geht.