28 – Dröhnendes Schweigen

Olaf Weber, der Präsident des Landesverbandes der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V. erneuerte im Anfang Dezember erschienen Beitrag der Mitteldeutschen Zeitung (Ausgabe Quedlinburg) die Vorwürfe bezüglich Betrugs und Urkundenfälschung gegenüber dem Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. Auf Seiten des Regionalverbandes wollte man erneut keine eigene Stellung zu diesem Themenkomplex beziehen. Dieses Verstecken und Wegducken wird mittlerweile zu einem dröhnenden Schweigen, bei dem das Nichtgesagte auf vieles schließen lässt.

Auszug aus dem erschienen Artikel der MZ Quedlinburg vom 09.12.2023

Vorwürfe halten an

Bereits in einem der letzten Beiträge veröffentlichten wir exklusiv den kompletten Brandbrief des Landesverbandes an den Oberbürgermeister und dem Regionalverband Quedlinburg. Die darin enthaltenen Anschuldigungen beziehen sich auf die bewusste Täuschung bei der Durchführung und Auswertung von Wertermittlungen gegenüber abgebenden Kleingärtnern. Herr Weber wiederholte im Interview mit der Lokalpresse den Missbrauch durch die Wertermittler des Regionalverbandes Quedlinburg.

Dem Wertermittler ausgeliefert

Es klingt relativ leicht. Möchte man seinen Kleingarten kündigen, schreibt man einfach eine Kündigung an den Gartenvorstand seiner Kleingartenanlage und dieser wird sich schon mit einem in Verbindung setzen um alle Formalitäten zu klären. Viele überlesen dabei, dass im unterschriebenen Pachtvertrag die Pflicht zu einer sogenannten Wertermittlung bei einer Kündigung niedergeschrieben ist. Die Kosten dafür sind dabei vom abgebenden Pächter zu tragen und werden erst gar nicht genau beziffert, um auch in Zukunft einen gewissen Spielraum nach Oben zu lassen. Zurzeit beträgt allerdings die Aufwandsentschädigung für den Wertermittler 50€. Je nach Lage können aber auch noch Zusatzkosten für die Anfahrt dazukommen.

aktueller Pachtvertrag Regionalverband §11 Absatz 2

Die Wertermittler sollen bestehende Anpflanzungen und den Baukörper bewerten. Auch vorhandene Mängel (z.B. unzulässige Bepflanzungen, ungenügende Pflanzabstände oder kranke Pflanzen) sollen benannt werden und vor einer Neuverpachtung behoben werden. Eigentlich soll die Wertermittlung eine sozial verträgliche Komponente darstellen, die Mondpreisen, gerade in Ballungsgebieten einen Riegel vorschieben soll. Weiter nutzt der Regionalverband bei seinen Bewertungen die Richtlinie des Landesverbandes der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt.

Ausufernde Abzüge

Offensichtlich setzt aber der Regionalverband Quedlinburg das Mittel der Wertermittlung immer mehr dafür ein, um Druck auf die abgebenden Pächter auszuüben. Indem er vom meist niedrigen Wert eines Kleingartens enorme Kosten für das Anlegen von Beeten, dem Rückbau von Lauben oder die Beseitigung von losen Gegenständen („Müll“) abzieht. Bei dieser Gegenkalkulation werden dann Preise von Fachfirmen und die Entsorgung mittels Containerdienst aufgerufen. Der sozial verträgliche Wert einer Parzelle wird so schnell mit mehreren tausend Euro ins Minus gedrückt. Dieses unsägliche Vorgehen kritisierte nun auch öffentlichkeitswirksam der Präsident des Landesverbandes.

Bei „0€“ ist schluss.

Im Gespräch mit dem MZ-Reporter sagte Weber nochmal ganz deutlich, dass Wertermittlungen niemals negativ ausfallen können:

„Eine Kleingartenparzelle kann auch keinen negativen Wert haben, dafür gar Geld gefordert werden.“

Olaf Weber, Präsident Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V. – MZ Quedlinburg 09.12.2023

Leider liegen uns jede Menge Wertermittlungen des Regionalverbandes Quedlinburg vor, die genau das Gegenteil besagen. Der traurige Spitzenreiter liegt bei fast 5.000€ im Minus.

Beispiel einer der kritisierten Wertermittlung

Landesverband empfiehlt gegen Praxis vorzugehen

Nachdem Herr Weber weiter ausführte, dass der Regionalverband bei einigen Kleingärtnern als weitere Einschüchterung mit Klage in solchen Fällen drohte, empfahl er allen Betroffenen sich zu wehren:

„Ich kann jeden Kleingärtner in Quedlinburg, der dem ausgesetzt ist, nur empfehlen, mit seinem Rechtschutz dagegen vorzugehen.“

Olaf Weber, Präsident Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V. – MZ Quedlinburg 09.12.2023

Ein erster Schritt hierzu wäre die Erstattung einer Anzeige bei der Polizei wegen dem Verdacht auf Betrug. Dies geht am einfachsten online über das E-Revier der Polizei Sachsen-Anhalt.

Verband schweigt erneut

Wie schon im Beitrag vom August möchte der Regionalverband Quedlinburg zu den Vorwürfen keine eigene Stellung beziehen. Langsam sollte man sich aber einmal hinterfragen, welche Aufgabenbereiche dann einer Vorstandsposition „Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit“ zu Gute kommt. Denn von irgendeiner vorhandenen wirksamen Öffentlichkeitsarbeit kann hier keine Rede sein. So lässt der Verband unfreiwillig Spielraum für Spekulationen und jeder sollte sich an dieser Stelle einmal fragen:

  • Wenn an den Vorwürfen nichts dran ist, warum veröffentlicht der Regionalverband keine Gegendarstellung bzw. Stellungnahme?
  • Was bedeutet das eigentlich für die einzelnen Vereine, deren (ehemaligen) Mitglieder so betrogen wurden?
  • Die abgebenden Pächter haben 50€ jeweils für eine offensichtlich falsche Wertermittlung bezahlt, das bedeutet auch das viele Parzellen unter Wert abgegeben wurden.
  • Methoden der Einschüchterung und Androhungen von Klagen sind eher Methoden von zwielichtigen Unternehmungen aber sollten keine Geschäftspraxis von gemeinnützigen Vereinen sein.

Stadt Quedlinburg

Zum ersten Mal äußerte sich auch die Stadt Quedlinburg zu dem ganzen Vorfall. Jedoch kommentierte man nur sehr oberflächlich. An die 20 Quedlinburger Vereine sind auf Grundstücke der Stadt kleingärtnerisch aktiv. Und man informiert, dass der Regionalverband keinen übergeordneten Verband angehören muss.

Die letzte Aussage der Stadt Quedlinburg darf man aber auch getrost eine Stufe weiter unten ansetzen und interpretieren. Wenn der Regionalverband nämlich keiner übergeordneten Organisation angehören muss, dann gilt das selbstverständlich auch für die einzelnen Gartenvereine. Kein Gartenverein muss Mitglied im Regionalverband Quedlinburg sein und jeder Verein kann alleine zum Beispiel durch einen entsprechenden Beschluss der Mitglieder in einer Mitgliederversammlung zum Austritt aufgefordert werden.

Es erweckt stark den Eindruck, man hat es mittlerweile mit sehr verfahrenen Verwaltungsstrukturen zu tun, bei dem das Wesentliche immer mehr auf der Strecke bleibt. Der Vorstand des Verbandes aber auch die Vorstände der einzelnen Gartenvereine sollten zum Wohle ihrer Mitgliedschaft agieren und müssen im Rahmen ihrer Satzung ihren Verein vertreten. Eigennützige Verhaltens- und Vorgehensweisen sind fehl am Platz. Ebenso ein „Ich bin hier der Chef“-Gedanke. Demokratische Grundwerte und die Möglichkeit des Mitwirkens aller Mitglieder sind Kerngedanken von (gemeinnützigen) Vereinen.

Wir gehen sehr stark davon aus, dass dies nur ein weiteres Kapitel im Interessenskonflikt Landesverband-Regionalverband-Kleingartenvereine darstellt. Seid ihr auch noch aktuell von einer negativen Wertermittlung des Regionalverbandes Quedlinburg betroffen? Dann kontaktiert uns einfach, gerne auch anonym. Bleibt immer auf dem aktuellsten Stand und schaut regelmäßig auf unsere Startseite vorbei. Dort verlinken wir immer die neuesten Beiträge. Alternativ freuen wir uns auch über jeden „Like“ und „Follower“ auf unserer Facebook-Seite.