Ein gewisser Leerstand innerhalb einer Kleingartenanlage lässt sich wohl nie ganz vermeiden. Es ist ein laufender Prozess in denen ständig Gartenfreunde ausscheiden aber auch neue hinzukommen. Problematisch kann es allerdings dann werden, wenn das Angebot an Gärten die Nachfrage deutlich übersteigt. Wir nennen euch in diesem Beitrag konkrete Zahlen zum aktuellen Leerstand. Möchten euch aber auch zeigen, wie der zuständige Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. noch kräftig Profit für sich aus dem zunehmenden Leerstand in der Vergangenheit herausschlagen konnte.
Zahlen aus 2022
Anhand von den Verbandszahlungen aus dem Jahr 2022 können ziemlich konkrete Aussagen über die aktuelle Belegung bzw. dem Leerstand in den Gartenanlagen getroffen werden. Dazu muss man wissen, dass jeder Mitgliedsverein im Regionalverband 13€ je Kleingarten an den Verband abführen muss. Dabei spielt es KEINE Rolle ob ein Garten tatsächlich verpachtet ist oder nicht. Einzige Ausnahmen sind Gärten, welche zuvor von der Regionalverbandsführung als sogenannte Gemeinschaftsflächen bestätigt und genehmigt wurden.
Einfaches Rechenbeispiel:
In einer Kleingartenanlage gibt es 91 Parzellen. Eine Parzelle wurde in einen PKW-Stellplatz umgewandelt und durch den Regionalverband als Gemeinschaftsfläche bestätigt. Der Kleingartenverein muss also jährlich 1.170€, nämlich 90 x 13€ Mitgliedsbeitrag an den Regionalverband abführen.
Jeder 4. Garten steht leer
Nach dem Zahlenwerk (Stand 2022) waren dem Verband insgesamt 4.100 Parzellen zur Verpachtung gemeldet. Davon standen beinahe 1.000 Gärten leer. Der Leerstand lag also bei über 24%. Oder anders ausgedrückt, es stand fast jede vierte Parzelle im Regionalverband leer. Im Umkehrschluss bedeutete dies, dass am Ende nur 76% der Gärten überhaupt belegt waren.
Kein Interesse am Leerstand
So perfide es klingen mag. Der Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg hatte bis zuletzt kein wirkliches finanzielles Interesse, den aufkommenden Leerstand in den Kleingartenanlagen zu reduzieren. Ganz im Gegenteil. Der Regionalverband verdiente noch an jeder leerstehenden Parzelle kräftig dazu.
Abweichende Regelung im Landesverband
Aber woran lag das? Von den 13€ Verbandsbeitrag je Parzelle wurden bis Ende letzten Jahres 4€ je Parzelle als Mitgliedsbeitrag an den Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V. abgeführt. Nur das der Landesverband seinen Beitrag nur für die tatsächlich verpachteten Parzellen erhob.
Rechenbeispiel:
Im Jahr 2022 waren 4.100 Parzellen dem Verband gemeldet und man musste 13€ je Kleingarten an den Verband abführen. Tatsächlich waren aber nur 3.100 Gärten verpachtet. Der Regionalverband hat 53.300€ (4.100 x 13€) an Mitgliedsbeiträgen eingenommen. Bei 100% Belegung hätte er davon 16.400€ (4.100€ x 4€) an den Landesverband abführen müssen. Tatsächlich waren es aber 2022 nur 12.400€ (3.100 x 4€). Die Differenz von gut 4.000€ landete als zusätzliche Einnahme beim Regionalverband.
Aus Leid Anderer Profit schlagen
Wäre die Leerstandsquote fiktiv auf 50% gestiegen, so hätte der Verband weiterhin seine vollen Mitgliedsbeiträge kassiert. Hätte aber aufgrund der Regelungen im Landesverband schon einen Überschuss von über 8.000€ erzielt. Die Probleme, den ganzen Leerstand betreffend, liegen alleine bei den Kleingartenvereinen und deren Mitgliedern. So muss eine immer wenig werdende Mitgliedschaft immer höhere Beiträge bezahlen und gleichzeitig den Mehraufwand an Pflegearbeiten meistern.
Mitbestimmung der Mitgliedsvereine
Es ist denkbar einfach. Das höchste Gremium eines Vereines ist die Mitgliederversammlung. Hier kann die Mitgliedschaft jederzeit Änderungen in den Berechnungsgrundlagen oder in der Beitragshöhe festlegen. Es gibt in keinem Verein einen „König“ oder einen selbsternannten „Chef“. Zum Beispiel wäre es einmal an der Zeit darüber nachzudenken, ob nicht nur für die tatsächlich verpachteten Kleingärten der Mitgliedsbeitrag bezahlt werden sollte. Analog zu der Berechnungsgrundlage des Landesverbandes. Nur dann hätte die Verbandsführung tatsächlich Interesse daran, Leerstand aktiv entgegenzuwirken, da es auch ans eigene Geld am Ende gehen würde.
Neue Situation Anfang 2024
Mit dem Austritt Ende 2023 aus dem Landesverband (wir berichteten) änderte sich auch die zukünftige Berechnung mitunter erheblich. Der Regionalverband erhöhte nämlich nach dem Austritt seinen Anteil um 1€ je Parzelle auf nun ganze 10€. Im Gegenzug entfielen die Beitragszahlungen an den Landesverband. So dass es augenscheinlich nach einer Beitragssenkung ausgesehen hatte. Doch der Schein trügt.
Rechenbeispiel:
Bei 4.100 Parzellen beträgt der eingenommene Mitgliedsbeitrag ab diesem Jahr bereits 41.000€ (4.100 x 10€). Vorher hatte der Regionalverband nach dem Abzug an den Landesverband „nur“ 40.900€ zur Verfügung.
Man sieht hier sehr eindrucksvoll wie der Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg zwar seine Einnahmenseite nach dem Austritt aus dem Landesverband bei der aktuellen Belegung gesichert hat. Sollte allerdings im fiktiven Fall der Leerstand bei 50% liegen, so wären die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen immer noch bei 41.000€. Zuvor nach alter Rechenweise hätten jedoch dem Regionalverband 45.100€ zur Verfügung gestanden. Eine Verschlechterung auf Verbandsseite.
Wachsende Aufgaben
Der Regionalverband hat zwar netto seine Einnahmen gesichert. Jedoch vollkommen dabei vernachlässigt, dass er auch teilweise einen kostspieligen Mehraufwand nach dem Austritt aus dem Landesverband zu bewältigen hat. So mussten zum Beispiel die Gartenzeitschriften (Fachberater und Gartenfreund) selbst bestellt werden oder auch der fehlende Rechtsschutz über den Landesverband reist ein ziemliches Loch in die Verbandskasse.
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Am kommenden Wochenende findet auch wieder eine Mitgliederversammlung des Regionalverbandes der Gartenfreunde Quedlinburg statt. Wir möchten euch auch noch in dieser Woche vorab davon berichten.
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