Einen Beutel als Willkommensgeschenk für neue Kleingärtner. Dieser Vorschlag sorgte für Diskussionen diesen Sommer. Der Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. versucht mit neuen Ideen dem steigenden Leerstand entgegenzuwirken. Nochmal zu Erinnerung, fast jede vierte Parzelle steht laut den Verbandszahlen aus dem Jahr 2022 mittlerweile leer (siehe Beitrag 42). Nun soll es ausgerechnet der von uns liebevoll genannte „Sack der Kleingärtner“ richten. Wir stellen euch die neue Werbeoffensive des Verbandes einmal genauer vor.
Öffentlichkeitsarbeit
Der Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg ist in der Vergangenheit nicht gerade durch Transparenz und wirksame Arbeit in der Öffentlichkeit aufgefallen. Zum Beispiel könnte die Internetseite ruhig mal wieder eine Auffrischungskur vertragen. Man erfährt auch hier nichts über den amtierenden Vorstand, nicht einmal im Impressum wird ein geforderter Seitenverantwortlicher genannt. Uns sind auch keinerlei Annoncen in Zeitungen oder gar Außenwerbung in den letzten Jahren aufgefallen. Und das obwohl im 5-köpfigen Verbandsvorstand eine eigene Position mit dem „Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit“ existiert. Man möchte auch annehmen, dass in den hohen fünfstelligen Mitgliedsbeiträgen ein gewisses Budget für Werbung vorhanden sein sollte.
Werbekampagne zu teuer
Der Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit wandte sich im Sommer mit einem Rundschreiben an die Mitgliedsvereine. Darin hieß es seinerzeit, dass eine langfristige Werbung in Zeitungen oder gar auf Bussen schlichtweg zu teuer sei und so jeglichen finanziellen Rahmen sprengen würde. Ganz mit leeren Händen wollte man aber dann auch nicht vor der Mitgliedschaft dastehen und entwickelte alternative Ideen.
Willkommensbeutel-kultur
Einer der ersten Vorschläge ist ein Willkommensbeutel für Neumitglieder. In diesem Beutel sollen sich dann Notizblock, Kugelschreiber und ein Saatguttütchen wiederfinden. Außen am Beutel haftet dann das Logo des Regionalverbandes und das Wort „Kleingärtner“ an. Wir haben diesen gut 10€ teuren Willkommensbeutel als Aufhänger dieses Beitrages mit „Sack der Kleingärtner“ umschrieben.
Stadtfeste und „Tag des Gartens“
Ein weiterer Vorschlag lag in der Beschaffung einer Werbegrundausstattung. Unter anderem mit Messestand und Beachflag möchte man auf zukünftigen Stadtfesten oder Bürgerfrühstücken in Quedlinburg, Thale, Ballenstedt und Harzgerode neue Gartenfreunde finden. Eine dritte und letzte Idee beschäftigt sich mit einer Veranstaltung anlässlich des „Tag des Gartens“. Dieser findet immer am zweiten Sonntag im Juni statt und soll, jährlich wechselnd, immer in einer anderen Gartenanlage stattfinden, so die Verbandsführung.
Werbung mittels Flyer
Ein Gartenfreund hat uns freundlicher Weise einen Werbeflyer aus dem Jahr 2023 zur Verfügung gestellt. Diese wurden offensichtlich an einzelne Haushalte damals verteilt. Der Regionalverband versuchte alles Mögliche an Informationen in den Flyer zu packen. Völlig überladen, glich er am Ende einem selbstgedruckten Word-Dokument. Ansprechend sieht wahrlich anders aus. Vielleicht hätte die Verbandsführung lieber mehr Geld in ein Werbebüro oder einen Grafikdesigner investieren sollen.
Effekt bleibt abzuwarten
Wir sehen bei den ganzen vorgestellten Vorschlägen noch nicht so wirklich, wie tatsächlich neue Gartenfreude wirksam erreicht werden können. Gerade die Idee mit dem Willkommensbeutel setzt bereits die erfolgreiche Neuwerbung voraus. Veranstaltungen, wie der Tag es Gartens in den Gartenanlagen erreichen meist nur die schon vorhandenen Vereinsmitglieder samt Familien und Freunde. Auch ist man auf mitmachende Vereine angewiesen. Hier hätte man sich durchaus noch ein bisschen mehr erhofft.
Mehr Geld für den Verbandsvorstand
Der Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit soll ab sofort Geld in Form von einer Aufwandsentschädigung erhalten. Der Verbandsvorstand hat jedenfalls eine Beschlussvorlage der Mitgliederversammlung vorgelegt. Am kommenden Samstag, den 23. November werden die Gartenvereine darüber abstimmen. Im Jahr sollen dann 720€ an den Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit ausgezahlt werden. Damit steigen dann auch die Gesamtaufwandsentschädigungen für den Verbandsvorstand auf fast 6.000€ im Jahr an.
Vereine oft nur ehrenamtlich
Aus einer Vielzahl an Gesprächen haben wir erfahren, dass viele Vorstände in den Gartenvereinen komplett ehrenamtlich arbeiten. Obwohl für die ganzen notwendigen Arbeiten eine Anerkennung in Form einer kleinen monatlichen Aufwandsentschädigung durchaus angebracht wäre, verzichten viele auf das Geld und belassen es lieber im Verein, zum Wohle dessen. Oftmals ist es eher noch so, dass neben eine Menge Zeit, auch noch eigenes Geld und Know-how zusätzlich eingebracht werden.
Von Unten nach Oben
Bereits im letzten Beitrag hatten wir euch aufgezeigt, wie der Regionalverband an jeden Garten, der leer stand kräftig mitverdient hatte. Auf der einen Seite hat man kein Geld, nämlich für großflächige und wirksame Werbemaßnahmen, auf der anderen Seite erhöht man dann aber die eigenen Bezüge um über 14%. Für den Verbandsvorstand offensichtlich kein Widerspruch. Es bleibt abzuwarten, ob die Mitgliedsvereine dies auch so einfach durchwinken werden. Am Ende muss jeder Verein für sich entscheiden, ob er für die gezahlten Gelder in Form von Mitgliedsbeiträgen eine adäquate Gegenleistung erhält.
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