51 – Rückbauverpflichtungen

Bereits vor 2 Jahren, in der Anfangszeit unseres Blogs, berichteten wir erstmals von der ehemaligen Quedlinburger Kleingartenanlage Freiheit. Mittlerweile zur wildern Mülldeponie verkommen, kehren wir noch einmal zurück und wollen euch von den neuesten Entwicklungen und Ideen, wie es weitergehen könnte, berichten. Wir stellen uns zudem auch noch die Frage, was denn überhaupt aus den 80.000€ für die Flächenrückgabe vom Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. an die Stadt Quedlinburg wurde? Schließlich konnte der Regionalverband sich so von den Rückbauverpflichtungen frei kaufen.

Auszug MZ Quedlinburg vom 28./29.12.2024

Zeitungsartikel in der MZ

Stein des Anstoßes für diesen Beitrag war ein Artikel in der Mitteldeutschen Zeitung aus der Wochenendausgabe 28. /29. Dezember 2024. Unter der Überschrift „Neuer Wald für Quedlinburg?“ beschrieb die Redaktionsleiterin Petra Korn auch noch einmal den desolaten Zustand der Flächen, der einer Mülldeponie schon sehr nahe kommt. Überall liegen Säcke mit Müll, Bauschutt, Mischabfälle aber auch hunderte Autoreifen herum. Die Lauben der ehemaligen Kleingärtner wurden geplündert oder teilweise noch brauchbare Materialien abgebaut. Ein Zaun ist nicht mehr wirklich vorhanden. Es herrscht eine nicht unerhebliche Unfallgefahr. Viele Jahre kamen weder der ehemalige Pächter, das war der Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg, noch der Eigentümer, die Stadt Quedlinburg, den Rückbauverpflichtungen oder einer Verkehrssicherungspflicht nach.

Der dazugehörige Kleingartenverein …

… Freiheit e.V. hat sich im Jahr 2021 endgültig aufgelöst. Im Jahr 2013 wurde der Verein bereits nur noch mit 6 Parzellen geführt. Ein baldiges Ende war schon vor über 10 Jahren mehr als abzusehen. Im Artikel der Mitteldeutschen Zeitung wurde weiter berichtet, dass die 28.500 Quadratmeter große Fläche nach Auflösung durch den Verein an den Eigentümer zurückgegeben wurde. Dies ist allerdings nicht ganz richtig. Der Verpächter war bis zuletzt der Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. Dieser hätte auch theoretisch die Möglichkeit gehabt, die Gärten selbst unter eigener Regie weiter zu verwalten. Oder alternativ, die Gründung eines neuen Gartenvereines aktiv voranzutreiben bzw. zu unterstützen.

Regionalverband kaufte sich frei

Wir können an dieser Stelle nur mutmaßen. Aber der Regionalverband war offensichtlich vom desolaten Zustand der von ihm angepachteten Flächen ebenfalls überrascht worden. So ging man dann im Jahr 2022 ein Kuhhandel mit dem Eigentümer dankend ein. Für die Summe von 80.000€ kaufte man sich sprichwörtlich frei und war fortan von allen Rückbauverpflichtungen befreit. Diese Last lag seitdem bei der Stadt Quedlinburg als Eigentümer.

LEADER

Im Rahmen der Weiterentwicklung der ländlichen Räume wurde 1991 von der Europäischen Union das LEADER-Programm ins Leben gerufen. Über dieses Programm erhofft sich nun auch die Welterbestadt Quedlinburg Unterstützung beim Rückbau der ehemaligen Gartenanlage sowie bei der Umwandlung zurück in ein Waldgebiet.

Was wurde aus den 80.000€?

Leider können wir euch auch heute noch keine abschließende Antwort auf diese Frage geben. Die 80.000€, die einst der Regionalverband an die Stadt Quedlinburg zahlte, stammt aus Mitteln des sogenannten Rückbau-Cent. Jeder Kleingärtner, von Quedlinburg bis Harzgerode, zahlt in diesen Topf jährlich durch seine Beiträge und Umlagen, mit ein. Dieser Solidar-Topf kann allerdings nur ein Tropfen auf dem heißen Stein darstellen. Sollte wirklich einmal ein Eigentümer, der immerhin noch 62 angeschlossenen Kleingartenanlagen des Verbandes, auf den Rückbau der kompletten Fläche bestehen, so wäre je nach Größe der Anlage der Regionalverband schnell in seiner Existenz bedroht. Auf eine Anfrage von Anfang Januar, blieb uns leider auch die Stadt Quedlinburg eine Antwort bis heute immer noch schuldig. Aktuell wird versucht über einzelne Vertreter des Stadtrates dem Verbleib des Geldes nachzugehen. Sobald wir mehr darüber erfahren, werden wir die Antwort mit euch hier teilen.

Ein Garten auf 10 Einwohner

Keiner darf sich vor den kommenden Herausforderungen verschließen. Alleine, in dem mit Kernstadt bezeichneten Gebiet, gibt es knapp 2.200 Kleingärten. Bei einer Bevölkerung von etwa 23.000 Einwohnern bedeutet dies, ein Garten kommt auf gut 10 Einwohner. Schon jetzt gibt es einen Leerstand im gesamten Regionalverband in Höhe von 20%. Viele Gartenfreunde nehmen sich zudem noch einen Zweitgärten oder kümmern sich zumindest um leerstehende Parzellen (sogenannte Pflegegärten). Ein Überangebot an Gärten gilt es in den nächsten Jahren abzubauen. Problematisch wird es nur, wenn wie die aktuelle Verbandsführung solche Probleme überhaupt nicht erkennt und adäquat angeht.

Bereits jetzt stehen die Anlagen in Konkurrenz zueinander und werben sich gegenseitig die Gartenfreunde ab. Sollte dann noch Unzufriedenheit im Verein herrschen, zum Beispiel durch Meinungsverschiedenheiten im Vorstand oder zwischen Vorstand und den Pächtern, kann das sehr schnell eine Anlage herunterwirtschaften und viele Mitglieder kosten. Auch ist der demografische Wandel nichts was überraschend kam, aber Ideen und Lösungen – Fehlanzeige. In die Jahre gekommene Lauben und ein Wertverfall tragen ihr übriges dazu bei. Die Kleingärtner von heute, die teilweise mit Altlasten noch aus DDR-Zeiten konfrontiert werden (marode Elektrik Marke Eigenbau, Asbest, Unmengen Teerpappe), wissen überhaupt gar nicht was sie genau übernehmen und stehen oft alleine dann da.

Umso wichtiger wird zunehmend eine funktionierende Gemeinschaft innerhalb einer Kleingartenanlage sein. Der einzelne Gärtner wird eben nicht alleine gelassen, sondern der Verein unterstützt so gut es geht. Sei es durch Mitglieder mit besonderen Fähigkeiten oder Kontakten aber auch durch Aufzeigen von Möglichkeiten und Lösungen (z.B. wo kann man was entsorgen). Das Hilfestellungen und Unterstützung auf Seiten des Regionalverbandes ausbleiben bzw. nicht sichtbar sind, zerstört zusätzliches Vertrauen und kosten nur unnötig Geld. Jeder sollte sich die Frage einmal stellen, was habe ich genau von meinem Regionalverband? Und gut überlegen was die Vor- und Nachteile aktuell sind.

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