10 – Solidarität kennt scheinbar keine Grenzen

Das neue Jahr steckt noch in den Kinderschuhen, da nutzten wir die aktuell milden Temperaturen für einen kleinen Sparziergang im Quedlinburger Stadtwald. Nördlich der Hammwarte grenzen in Richtung A36 mehrere Kleingartenanlagen, welche auch dem Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. angehören. Eine davon ist bzw. vielmehr war der Kleingartenverein „Freiheit e.V.“

Quelle: www.openstreetmap.org

Aufmerksame Leser dieser Seite dürfte dieser Verein bereits bekannt vorkommen. Denn diese Kleingartenanlage fand auch Erwähnung auf der letzten Mitgliederversammlung des Regionalverbandes im Oktober 2022. Denn für den Rückbau der Freiheit wurde dem Rückbau-Cent ein hoher 5-stelliger Betrag entnommen. Nochmal zur Erinnerung, diese Ausgabe wurde nie in der Mitgliederversammlung besprochen, geschweige denn darüber abgestimmt. Sie wurde nur zur Kenntnisnahme vom Schatzmeister des Verbandes im Kassenbericht verlesen.

Der Verbandsvorstand feierte schließlich sich selbst und sein Verhandlungsgeschick gegenüber dem Grundstückseigentümer. Denn dieser hohe 5-stellige Betrag sei angeblich nur ein Bruchteil der geforderten und geschätzten Kosten für die Beseitigung der verbliebenen Baulichkeiten und Wiederherstellung der Pachtfläche. So konnte sich der Verband am Ende aus seiner Verantwortung freikaufen.

An dieser Stelle kommen uns immer wieder die Worte des Verbandsfachberaters bei den beiden Treffen mit unserem Verein in den Sinn. Man lobte den Rückbau-Cent als Solidarprinzip der Kleingärtner und wie toll und schön das ganze doch alles sei. Unser Verständnis ist an dieser Stelle ein ganz anderes. Und zwar sehen wir diese „Solidargemeinschaft“ eher als Haftungsverbund an. In dem gut funktionierende Vereine für den Rückbau und die Auflösung anderer Vereine und deren Kleingartenanlagen aufzukommen haben. Den Vereinen werden so eigene Finanzmittel entzogen, obwohl diese auch ab und an mal einen Garten bei sich selbst beräumen und wieder auf Vordermann zu bringen haben.

Am Ende führt dieses System aber nur dazu, das es immer weniger Vereine gibt, die Gelder in diesen Topf einzahlen. Die Summen, welche für den Rückbau benötigt werden, übersteigt die Einnahmen-Seite in Zukunft wahrscheinlich um ein Vielfaches. Eine Erhöhung des Rückbau-Cent wird auf langer Sicht unausweichlich sein. Schon die Entnahme für die „kleine“ Freiheit reduzierte das Finanzpolster des Rückbau-Cent auf ein Minimum. Die Quedlinburger Kleingärtner werden so verstärkt zur Kasse gebeten, um die Fehler der Vergangenheit zu beheben und das aktuelle Überangebot an Kleingärten, auch im Rahmen des integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK), zu reduzieren.

Kleingartenverein Freiheit e.V.

Die Anlage machte bei unserem Besuch einen stark verwilderten Eindruck und scheint schon länger leer zu stehen. Auch dient sie mittlerweile überwiegend als illegale Mülldeponie. Ein Außenzaun ist größtenteils zerstört und man kommt ohne weiteres in die einzelnen Parzellen. Die Lauben sind teilweise baufällig und wurden geplündert. Im Handelsregister ist die letzte Eintragung vom 26. August 2021. Dort wurde vermerkt, dass aufgrund des Wegfalls sämtlicher Mitglieder der Verein erloschen ist.

Eigentum verpflichtet

Im Grundgesetz findet man im Paragraphen 14 diese mittlerweile oft zitierte Redewendung. Man kann wohl eine Mitschuld des Eigentümers und des Zwischenpächters (Regionalverband Quedlinburg) nicht von der Hand weißen. Augenscheinlich wurden Kontrollen und Begehungen längere Zeit unterlassen. Gerade der Regionalverband steht voll in der Haftung gegenüber dem Eigentümer. Am Ende wurden den Mitgliedern des Verbandes so vermeidbare Kosten auferlegt. Offene Fragen wie:

  • an wem ging das Vereinsvermögen bei der Auflösung des Vereines?
  • und wurden die letzten Pächter der Parzellen zur Entfernung ihrer Baulichkeiten laut Pachtvertrag herangezogen?

bleiben wohl erst einmal unbeantwortet.
Genauso bleibt es wohl ein Rätsel, warum der Regionalverband die Fläche der Gartenanlage nicht vor Plünderung und illegaler Müllablagerung besser schützen konnte. Man hätte die Außenzäune regelmäßig auf Beschädigung kontrollieren müssen und Müllberge konsequent zur Anzeige bringen sollen. So finden sich jetzt vor allem hunderte Autoreifen und jede Menge gewerbliche Abfälle auf den Flächen wieder. Direkt neben der Hauptstraße ziehen diese noch weiteren Unrat magisch an. Unsere Frage an den anfangs erwähnten Verbandsfachberater wäre nun, ob man sich so die hochgelobte Solidargemeinschaft letztendlich vorgestellt habe? Kein Mitgliedsverein kann direkt Einfluss auf einen anderen nehmen. Offensichtlich schaffte dies nicht einmal die Verbandsführung. Ohne Kontrolle und ein gewisses Mitspracherecht profitieren am Ende nur die wenigen Vereine, die zuerst auf der Strecke bleiben.

Reifenberge und Grobmüll überall

Habt ihr auch Themenvorschläge oder Dinge über die wir einmal informieren sollen, dann schreibt uns doch gerne an oder schickt eine Whatsapp.

Weitere Bilder