Spezial – Gründung Regionalverband Harz

Auf der Informationsveranstaltung am gestrigen Samstag in der Halberstädter Kleingartenanlage Warmholzberg konnte der Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V. nochmals seine Sicht der Dinge im Streit um den Austritt des Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. darstellen. Dabei erhob der neugewählte Präsident des Landesverbandes teils schwere Vorwürfe gegen die Regionalverbandsführung. Am Ende sorgte ein konkreter „Lösungsvorschlag“ für Furore.

Desinteresse der Kleingartenvereine

Bevor wir über die Inhalte berichten wollen, müssen wir das mangelnde Interesse der Mitgliedsvereine erwähnen. Es waren alle Vereine aus Ascherleben, Sangerhausen und Quedlinburg eingeladen. Am Ende folgten dieser Einladung nur ganze vier Vereine. Es war eine verpasste Gelegenheit für die Vereine, endlich mal die Sichtweisen einer der Hauptakteure, nämlich die des neu gewählten Präsidenten Olaf Weber, zu erfahren.

Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt

Auf Landesverbandseite waren neben dem Präsidenten noch der Vizepräsident Joachim Ullrich und der Landesfachberater Roland Vogel anwesend. Es folgte nach der Begrüßung eine kurze Vorstellung des Landesverbandes. Nach eigenen Angaben sind derzeit 28 Regional- bzw. Kreisverbände organisiert, denen wiederrum 1633 Kleingartenvereine angehören. Insgesamt sollen aktuell 88.610 genutzte Parzellen im Landesverband gemeldet sein. Das Durchschnittsalter der Pächter beträgt dabei 57,87 Jahre.

Rechtfertigung des Landesverbandes

Der Vizepräsident des Landesverbandes rechtfertigte in seinem Redebeitrag die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages um 3€ je Parzelle. Es sei die erste Erhöhung seit 16 Jahren. Seit mehreren Jahren wurde diese den Verbänden angeblich kommuniziert und es wurde von keinen der 3 austrittswilligen Verbänden bei der Abstimmung auf der Mitgliederversammlung dagegen gestimmt. Auch hätten sie jederzeit eigene Tagesordnungspunkte bei weiteren Gesprächs- und Klärungsbedarf einbringen können. Dies geschah nicht. Besonders wurde noch erwähnt, dass der Regionalverband aus Quedlinburg nicht einmal an der Abstimmung über die Erhöhung teilnahm, da er auf der Mitgliederversammlung letzten Herbst mit Abwesenheit glänzte.

Der Präsident Herr Weber ging dann noch auf die weiteren Vorteile des Landesverbandes ein:

  • Schulungsangebote
  • Rechtsberatungen
  • Fachberatungen
  • Kostenlose Gartenzeitschriften (Gartenfreund/ Fachberater)
  • Rahmenverträge Versicherungen

Schwerwiegende Vorwürfe

Herr Weber redete sich anschließend regelrecht in Rage in den Ausführungen über die Arbeitsweise des Regionalverbandes Quedlinburg. So wurden vom Regionalverband außer 2 Fachberaterseminare keinerlei Schulungsangebote in den letzten Jahren wahrgenommen oder an die Mitgliedsvereine weitergegeben (z.B. Schulungen für Kassierer). Alleine im Jahr 2022 fanden wohl angeblich 37 Seminare statt. Es wurde mehrfach abgefragt, ob die anwesenden Vereine darüber überhaupt in Kenntnis gesetzt wurden. Oftmals Fehlanzeige.

Fehlerhafte Wertermittlungen?

Weiter schnitt Herr Weber das Thema Wertermittlung im Regionalverband Quedlinburg an. Dies ist momentan ein laufender Vorfall, welcher noch geprüft wird. Es wurde aber der Verdacht der ungerechtfertigten Bereicherung in den Raum gestellt. Worum geht es konkret? Die Wertermittler des Regionalverbandes Quedlinburg führen in ihren Wertermittlungen regelmäßig Abzüge für angebliche Container-Kosten und Entsorgung auf. Diese führen dann teils zu massiven negativen Beträgen. Dem Landesverband liegt angeblich eine Wertermittlung mit einem negativen Betrag in Höhe von – 4.500€ vor. Diese wird anschließend selbst vom Regionalverband vom abgebenden Pächter eingefordert. Obwohl die tatsächlichen Kosten gar nicht abschließend vorab benannt werden können. Zum Beispiel hat jeder Container-Dienst andere Preislisten und der Verband dürfe gar nicht solche „Kostenvoranschläge“ abgeben. Am Ende wurde noch grundsätzlich erwähnt. Entweder hat der Kleingarten noch einen Wert oder dieser läge bei 0€ als niedrigster Wert. Aber er könne niemals negativ werden, so die Richtlinie.

Die Büchse der Pandora

Es folgten Ausführungen, welche es in sich hatten. In dem vorherigen Spezial sind wir aber auch bereits auf diese Möglichkeiten eingegangen. Konkret wurde vom Landesverband die Unterstützung bei der Gründung eines „Regionalverbandes Harz“ zugesichert. Wenn sich 7 Vereine finden würden, wäre eine entsprechende Vereinsgründung möglich. Der Landesverband bot weiter an, dass im Gründungsprozess die Vereine auch direkt zur Absicherung dem Landesverband beitreten und dort erst einmal „zwischengeparkt“ werden können.

Der Landesverband würde weiterhin Unterstützung leisten bei den Gesprächen mit den Grundstückseigentümern über die Flächen der entsprechenden Kleingartenanlagen. Da diese momentan noch an die entsprechenden Regionalverbände verpachtet sind und erst losgelöst werden müssen. Weiter wurde auch die Verwaltungsvollmacht wohl als sittenwidrig benannt und diese müsse jetzt genaustens geprüft werden und wäre wahrscheinlich vor Gericht nicht durchsetzbar.  

Auch wurde noch erwähnt, dass nur ein Mitgliedsverein des Regionalverbandes Quedlinburg sich auf die eigene Satzung berufen müsste, um den Beschluss über den Austritt für nichtig erklären zu lassen. In der Satzung des Regionalverbandes ist nämlich die Mitgliedschaft im Landesverband fest verankert. Möchte man also austreten, so ist die Satzung vorab entsprechend auch zu ändern. Eine Änderung zur jetzigen Zeit, wäre wohl nicht mehr rechtzeitig vor Jahreswechsel vollzogen.

Kleine Anekdote am Rande der Veranstaltung

Im persönlichen Gespräch mit Herrn Weber im Nachhinein wurde angedeutet, dass der Regionalverbandsvorsitzende sehr unzufrieden mit der Aussage des Vertragsanwaltes gewesen sein soll. Es ging bei der Auskunft um den FairBund freier Kleingartenvereine e.V. und den Personen hinter dieser kritischen Berichtserstattung der Interessen-Gemeinschaft-Gartenfreunde Quedlinburg.

Weitere Informationsveranstaltungen geplant

Der Landesverband wertet die Informationsveranstaltung in Halberstadt dennoch als Erfolg und kündigt weitere solcher Veranstaltungen in naher Zukunft an. Auch möchte man die Vereine auf der Internetseite des Landesverbandes über anstehende Seminare besser informieren. Wir appelieren jetzt schon an alle Mitgliedsvereine des Regionalverbandes Quedlinburg bei einer möglicherweise geplanten weiteren Informationsveranstaltung hier in Quedlinburg teilzunehmen.

Es bleibt wie bei einem Krimi spannend und wir planen einen kommenden Beitrag zu den früheren Planungen eines Regionalverbandes Harz. Diese Idee ist nämlich nicht neu, könnte nun aber endlich umgesetzt werden. Um immer auf dem laufendem zu bleiben, folgt uns doch auch auf Facebook.