Untertitel: Das Geld der Anderen – Teil 2
Auf der letzten Mitgliederversammlung kam der Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg e.V. ganz schön ins straucheln und in Erklärungsnöte. Es ging um ein Rückbauprojekt aus dem Vorjahr und eine enorme Kostenexplosion. Nachdem wir bereits im ersten Teil von den aktuellen Beräumungsbemühungen im Thaler Ortsteil Weddersleben berichtet hatten, blicken wir hier jetzt auf die wahrscheinlich teuerste Pferdekoppel im Quedlinburger Kleingartenwesen.
Kleingartenanlage Holzbreite I
Die Holzbreite I findet man am Neinstedter Feldweg in Richtung Quarmbeck. Im Jahr 2013 waren einst 55 Parzellen ausgewiesen. Gleich daneben grenzt die Gartenanlage Quarmbach mit weiteren 116 Parzellen an. Man teilt sich sogar einen gemeinsamen Hauptweg innerhalb der Gartenanlagen.
Rückbau im Jahr 2024
Im vergangenen Jahr wurden dann die Parzellen mit der Nummer 25, 26 und 27 für den Rückbau beim Regionalverband der Gartenfreunde Quedlinburg angemeldet. Bei der Parzelle 25 handelte es sich um den gemeinsamen Kompostplatz der Kleingartenanlage. Die Parzelle 26 stand bereits länger leer und der Garten 27 wurde stark vermüllt durch den Vorpächter zurückgelassen. Die Gesamtfläche beträgt insgesamt 2.000 Quadratmeter.
Bestimmungen für den Rückbau
Wir wollen an dieser Stelle noch einmal an die Richtlinien für den Rückbau, dem sogenannten Rückbau-Cent, im Regionalverband aus dem Jahr 2009 erinnern. Der Mitgliedsverein muss einen Lageplan und die Größe der Rückbauflächen einreichen. Zudem sind Eigenbeitrag und benötigte finanzielle Mittel abzuschätzen. Über den Antrag entscheidet dann alleine der Regionalverbandsvorstand. Die Finanzen sind optimal einzusetzen und transparent für die Verbandsmitglieder zu führen. Soweit die Theorie.
12.000€ für eine Parzelle
In seiner Mitgliederversammlung vom 26. April 2025 musste dann der Regionalverband die Kosten für den Rückbau in der Kleingartenanlage Holzbreite I offenlegen und war anschließend um Ausflüchte und Erklärungen bemüht. Der Rückbau für die 3 Parzellen betrug am Ende sage und schreibe über 36.000€. Das sind fast zwei komplette Jahreseinnahmen des Rückbau-Cent und der Solidarbeitrag aller Kleingärtner in und um Quedlinburg.
Erklärungsversuche auf Verbandsseite
In der Mitgliederversammlung wurde der Verbandsvorsitzende auf diese ausufernden Kosten für den Rückbau angesprochen. Nach seinen Ausführungen waren sehr viele Autoreifen, teilweise im Boden vergraben und zu entsorgen. Angeblich kosteten die sehr alten Autoreifen auch mehr in der Entsorgung, als aktuell neuere Modelle. Es wurde von Styropor erzählt und einem Entsorgungspreis von angeblich 4.500€ je Tonne. Hierbei ist anzumerken, dass der örtliche Recyclingpark in Morgenrot für eine Tonne Styropor aktuell einen Preis von nur 2.796,50€ ausweist. Um sich das auch bildlich einmal besser vorstellen zu können. Bei einer mittleren Dichte von Styropor sprechen wir von ca. 100 Kubikmeter je Tonne. Das ist ein ganzer Sattelzug voll beladen. Des Weiteren sollen mehrere Öl-Tanks im Boden sich befunden haben. Für eine fast 100-Jahre kleingärtnerisch genutzte Fläche doch eher untypisch. Es musste noch nicht einmal die große Laube auf der Parzelle 27 zurückgebaut werden, diese wollte der Nachnutzer mit übernehmen.
Unattraktive Lage
Die drei zurückgebauten Parzellen befinden sich auf der Rückseite der Kleingartenanlage. Um dorthin zu gelangen muss man lange Wege auf sich nehmen. Zudem verfügt nur die Parzelle 27 über einen Zugang zum Außenzaun. Darüber hinaus müssen nach den Bestimmungen des Rückbau-Cent die zurückgebauten Flächen aus den Zwischenpachtverträgen herauszulösen sein.
Gerüchteküche
In diesem Abschnitt handelt es sich um pure Spekulationen, wir können diese Berichte nicht verifizieren. Aber wir kamen bei unserer Recherche immer wieder ins Gespräch mit den Gartenfreunden aus der Holzbreite I und diese waren ebenso erstaunt über die doch sehr enormen Rückbaukosten. Man teilte uns weiter mit, das gestellte Container für die Entsorgung bereits voll waren, noch bevor ein Abrissunternehmen überhaupt mit der Arbeit begonnen hatte. Zudem wurde davon berichtet, dass vor allem aus der benachbarten Kleingartenanlage Asbest in den Containern entsorgt wurde. Kleine Randnotiz, in der benachbarten Kleingartenanlage sind die Mediatoren des Regionalverbandes teilweise im Vereinsvorstand vertreten.
Rückbau-Cent geplündert
Man sollte hier noch einmal ganz genau hinschauen. Der Verband wäre gut beraten, alle Vorgänge und Belege offenzulegen. Für die Rückgabe einer ganzen Kleingartenanlage wurden im Jahr 2022 nur ganze 80.000€ fällig. In Weddersleben plant man aktuell mit Kosten in Höhe von 30.000€ bis 50.000€. Wohlgemerkt für eine Fläche von fast 2 Hektar und den Abriss von ein Dutzend und mehr Lauben. Es ist das Geld der Kleingärtner was hier zum sprichwörtlichen Fenster herausgeschmissen wurde. Im Übirgen hätte man mit dem ganzen Geld für den Rückbau, die pachtbezogenen Kosten der drei Parzellen locker für die nächsten 150 Jahre übernehmen können.
Geplante Erhöhung
Alleine in den letzten 3 bis 4 Jahren wurden dem Rückbau-Cent über 150.000€ entnommen. Auf der bereits erwähnten Mitgliederversammlung im April wurden die Vereinsvertreter darüber informiert, dass im Herbst eine Erhöhung des Rückbau-Cent unausweichlich sein wird. Man sprach hierbei mindestens von einer Verdreifachung des aktuellen Beitrages. Je nach Auslastung und Größe bedeutet dies am Ende eine Mehrbelastung von 10€ bis 30€ oder auch mehr je Parzelle und Gartenfreund.
Es ist schockierend wie wenig verantwortungsvoll der Regionalverband mit dem Geld der Anderen umgeht und hier eine läppische Pferdekoppel vergoldet. Von einem gewissenhaften und unterstützenden Ansatz ist am Ende nicht viel mehr übriggeblieben. Die völlig intransparente Auswahl über den Einsatz der Mittel sind bedenklich. Es drängt sich sehr stark der Verdacht auf, dass die Gelder vornehmlich in Gartenanlagen eingesetzt werden, welche der eigenen Linie entsprechen oder wo Vorstände im Regionalverband selbst eine gewisse Rolle (mit)spielen.
Es liegt alleine an den Mitgliedsvereinen und deren Vertreter, die Ausgaben des Verbandes zu prüfen und zu hinterfragen. Leider findet dies immer noch zu wenig statt. Wenn ihr in Zukunft keinen Beitrag mehr verpassen möchtet, dann folgt uns auf Facebook. Wir freuen uns über jedes „Like“. Wer uns ganz besonders unterstützen möchte, wird im Beitrag über GoFundMe fündig. Vielen Dank an alle bisherigen Spender. Habt ihr auch einen Themenvorschlag oder habt ihr selbst Erfahrungen mit dem Regionalverband machen müssen, dann kontaktiert uns gerne. Die Möglichkeiten hierfür findet ihr unter Kontakt.